30.05.2011 / www.merkur.de / Hans-Helmut Herold
Schwabsoien/Landsberg – Es ist nie zu spät: Mit 72 Jahren hat Geni Markert mit dem Fallschirmspringen begonnen. Jetzt ist sie 80 – und hat ihren 100. Tandem-Sprung absolviert. Doch der wird nicht der letzte bleiben.
Am Anfang waren es nur gemütliche Ausflüge mit den Enkelkindern. Oma Geni Markert aus Schwabsoien (Kreis Weilheim-Schongau) gingmit ihren Enkeln Claudia, Robert und Christina zum Fallschirmsprungplatz in Altenstadt, um die Springer durch die Luft schweben zu sehen. Doch dann bitzelte es die Oma selbst. Mit 72 Jahren beschloss sie, selbst zu springen. Sie machte sich auf die Suche – und fand einen Tandempiloten: Dieter Dankesreiter, Berufssoldat bei der Luftlande- und Lufttransportschule in Altenstadt.
Am Samstag ließen die beiden in Landsberg die Korken knallen: Geni Markert, inzwischen 80 Jahre alt und Uroma, sprang zum 100. Mal mit dem Fallschirm ab. Für Dieter Dankesreiter war es der 15 000. Absprung. Die beiden sind inzwischen ein eingeschworenes Team, sie vertraut ihm blind. Bedenken: null. „Mei Bua hat mi scho 99 mal sicher auf den Boden gebracht“, sagt sie vor dem 100. Absprung.
Für die 80-Jährige ist der Fallschirmsport längst zur „Sucht“ geworden, die ihr den ersehnten Nervenkitzel beschert. „Wenn ich in der Maschine sitze und zum Start die Motorendrehzahl erhöht wird, steigt bei mir ebenfalls die Drehzahl“, sagt Geni. Beim Steigflug kehrt die Ruhe zurück, die Landschaft zieht „wie in einem Naturfilm“ an ihr vorbei. Und wenn sich die Tür der Maschine öffnet, kommt der Kick: Luftzug, Benzingeruch, Motorengeräusch, dann der Fall in schier unendliche Tiefe. Geni schwebt wie auf einem Luftkissen – mit einem Gurt an den Bauch von Dieter geschnallt.
Wenn der Fallschirm aufgeht, reißt er Geni aus ihren Gedanken. Nach wenigen Sekunden baumeln sie und ihr „Bua“ unter der Schirmkappe. Dann singt das Sprung-Duo zusammen – sie stimmt ein Lied an, er trällert mit. Dann nochmal volle Konzentration, bis sie wieder Boden unter den Füßen haben. „Das ist die traurigste Phase, weil ein unvergessliches Erlebnis zu Ende ist“, sagt Geni. Aber der 100. Absprung soll ja nicht der letzte gewesen sein. „So lange der Dieter mich mitnimmt, bin ich immer dabei!“